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© Horst Hübel Würzburg 2005 - 2018


Buchbesprechung "Einstieg Atomphysik"
von Horst Hübel
in:    MNU Journal - Ausgabe 4, 2018, S. 287 - 288


Horst Hübel, Einstieg Atomphysik,         BoD, Norderstedt, ISBN 978-3-7460-6838-1

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Nobelpreis Physik 2018 an Arthur Ashkin wegen Erfindung der optischen Pinzette:
Lesen Sie in Kap. 9.2.1 des Buches "Einstieg Atomphysik" nach!

Was man von dem Buch erwarten darf: Ein sehr kurzgefasstes, recht übersichtliches inhaltlich einem roten Faden folgendes Nachschlagewerk zur Atomphysik/Quantenphysik leicht über dem Niveau der universitären Experimentalphysik-Einführung im Physikstudium. Die Darstellung ist eindeutig nicht-traditionell. Der Bezug zur Historie fällt erfreulich kurz aus und wurde gut mit der Quantenphysik vernetzt (dass der Stern-Gerlach-Versuch zur makroskopischen Historie der Physik gezählt wird, wird vielleicht manchen Quantenphysiker irritieren). Den aktuellen Aspekten der Quantenphysik (beispielsweise der Quantenoptik der kalten Atome, den Atomuhren, dem Quantencomputing) wird ein angemessener Platz eingeräumt. Damit versteckt sich Quantenphysik eben nicht hinter der Atomphysik, sondern zeigt ihre eigene Bedeutung. Auch die klare Abgrenzung gegen klassische und semiklassische Erklärungskonzepte weist in eine Richtung, die auf die "Modernisierung der modernen Physik" abgestimmt ist. Damit folgt die gesamte Darstellung den Grundzügen einer neuen Quantenphysik für den Unterricht an Schulen, wie sie vor allem auch mit den "Wesenszügen" von Küblbeck/Müller in Verbindung stehen. Der ausführliche Anhang bietet reichlich Gelegenheit für erste Vertiefungen.

Damit ist das Buch hervorragend zur Vorbereitung von Lehrveranstaltungen aber besonders auch für Proseminarvorträge geeignet, lenkt es doch die Aufmerksamkeit auf Themen und Themengebiete, die oft gar nicht selbstverständlich im Fokus traditioneller Lehrbücher und schon gar nicht der Internetdarstellungen liegen (Frequenzkamm, NMR-Spektroskopie, quantenmechanische Verschränkung, Bloch-Vektor). Die im Klappentext hervorgehobene Bedeutung für die Ausbildung der Lehramtsstudierenden kann durchaus bestätigt werden. Die Themen, die über die Kompetenzforderungen der Curricula hinausgehen (Rabi-Oszillationen, Bose-Einstein-Kondensate, Dirac-Gleichung) können ggf. überlesen werden, wenn kein Bedarf bestehen sollte (was allerdings angesichts der Qualität der Themenauswahl nicht zu empfehlen ist). Hier zeigt sich sicherlich die Erfahrung des Autors mit der Auswahl schulspezifischer Inhalte durch die Arbeit als Lehrerausbilder und Protagonist des Würzburger Quantenphysikkonzepts.

Was das Buch sicher nicht ist: Ein verständlicher Einstieg in die Atomphysik. Dazu sind die Darstellungen doch entschieden zu knapp und viele Details zu anspruchsvoll. Nur wer über einschlägiges Vorwissen verfügt, wird das Buch wirklich schätzen können. Diese Einschätzung stützt sich auch stark auf die zahlreichen offenbar auflockernd gemeinten, pointiert formulierten Überschriften: Anthropomorphismen (Das Atom verrät sich selbst); Laborjargon (Drehimpulsakrobatik); Pseudolyrik (Fluoreszenz - ein ständiges Nehmen und Geben; - nichts ist von Dauer); scheinbare Alltäglichkeit (Eine Prise Quantenphysik), Wortspiele (Relativistische Anhängsel) - derartige Formulierungen verhüllen mehr als sie aufdecken.

Fazit: Das Buch ist sehr nützlich und zu empfehlen für alle, die physikalische Inhalte für Lehrveranstaltungen, Vorträge, Lehrerfortbildungen und Unterricht sichten und auswählen müssen und über einschlägiges Vorwissen verfügen. Als "erste Hinführung zur Atomphysik" ist das Buch allerdings nur sehr eingeschränkt geeignet.

Dr. Rüdiger Scholz