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SG071a Das Elektronengas-Modell

© H. Hübel Würzburg 2013

Ladungstransport und Stromrichtung

Energietransport im Stromkreis

Glossar

Physik für Schülerinnen und Schüler

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Das Elektronengas-Modell ist ein Modell zur vereinfachten klassischen Beschreibung von Elektronen in Metallen. Bei Metallen sind Metallatome im Metallgitter regelmäßig angeordnet. Typischerweise ist ein atomares Elektron so schwach an sein Atom gebunden, dass es sich quasi frei durch das Metall bewegen kann. Man kann auch sagen, dass bei guten Leitern jedes Metallatom typischerweise ca. ein Elektronen an das Metallgitter abgibt. Weil solche Elektronen auch den elektrischen Strom transportieren können, heißen sie auch Leitungselektronen.

In vielen Fällen kann man so tun, als würden an Transportvorgängen (Strom und innere Energie) alle freien Leitungselektronen des Elektronengas-Modells teilnehmen. Sie transportieren bei einer angelegten Spannung einen elektrischen Strom durch den Leiter. Ihrer unregelmäßigen Bewegung in die unterschiedlichsten Richtungen mit sehr hoher Geschwindigkeit ist dabei eine sehr kleine "Driftgeschwindigkeit" entgegengesetzt zur Stromrichtung mit typisch 1 mm/s überlagert. Mit der Annahme freier Elektronen im Metall kann man einige Eigenschaften qualitativ klären, z.B. das Entstehen des Ohm'schen Gesetzes nach der Drude-Theorie.

Leider wurde in der Didaktik vor kurzem unter dem Namen Elektronengas-Modell ein völlig anderes Modell ("Frankfurter Elektronengasmodell") propagiert, das mit dem Elektronengas-Modell der Physik nichts zu tun hat.

Die Quantenphysik lehrt, dass die freien Elektronen ohne eine Messung keinen Ort haben. Sie gehören dem ganzen Metallgitter an. Die Quantenphysik lehrt auch, dass man solche Elektronen durch ein Bändermodell beschreiben muss. Danach gibt es ein Valenzband und ein Leitungsband, jedes mit sehr vielen möglichen Energiestufen (Energieniveaus). Maximal zwei Elektronen können dieselbe Energiestufe einnehmen. Bei den vielen Elektronen des Metalls kommt man beim Auffüllen der Energiestufen nach und nach zu immer höheren. Bei Metallen ist das Leitungsband nur teilweise besetzt. Das ist wichtig für die Fähigkeit, einen elektrischen Strom zu leiten. Am absoluten Temperaturnullpunkt gibt es eine höchste Energiestufe mit recht hoher Energie (typisch wenige eV), die Fermienergie EF, "an der Fermikante". Sie liegt bei Metallen im Leitungsband. Höhere Energiestufen im Leitungsband können nur mit zunehmender Temperatur besetzt werden. Einige Elektronen von Zuständen mit Energien unterhalb der Fermienergie werden dann in Zustände mit Energien oberhalb angeregt. Am Stromtransport z.B. nimmt nur ein Teil der Leitungselektronen teil, nämlich solche mit Energien nahe EF. Sie stammen aus einer schmalen Zone um EF mit temperaturabhängiger Breite. In dieser Zone kann man Leitungselektronen näherungsweise ähnlich wie die klassischen geladenen Teilchen der Drude-Theorie behandeln.


Das "Frankfurter Elektronengas-Modell" versucht die Wirkung von Oberflächenladungen auf bzw. in einem stromdurchflossenen Leiter durch ein Gas-Modell zu berücksichtigen. Handelt es sich um ein ideales Gas oder ein reales? Um gar kein Gas! Da die Oberflächenladungen nach Einstellung des stationären Stroms statische Ladungen sind (ortsfest und - bei Gleichstrom - ohne zeitliche Veränderung), fehlen dem "Frankfurter Elektronengas-Modell" alle Eigenschaften eines Gases: keine Bewegung, erst recht keine ungeordnete, keine kinetische Energie, keine Stöße, kein Druck im Sinne der Mechanik. Solche Ladungen sind wichtig für die Ausbildung von Strom und Spannung längs des Leiters. Sie nehmen aber - nach Erreichen des stationären Stroms - nicht am Stromfluss teil.


(Der Erfindung des "Frankfurter Elektronengas-Modells" lagen missverstandene Vorstellungen der Theorie von Oberflächenladungen zugrunde.)



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( Oktober 2020 )